Der Gesichtssinn des Menschen
Wichtigstes Sinnesorgan des Menschen ist der Gesichtssinn, der für etwa 70 Prozent der täglichen Wahrnehmungen verantwortlich ist.
Nach dem Vorbild des Organs Auge wurde die Technik des Fotografierens entwickelt: Eine Linse bündelt Licht, und durch ihre unterschiedlichen Krümmungsgrade wird das Bild „scharf" eingestellt. Die Regenbogenhaut (beim Fotoapparat die Blende) kann sich unterschiedlich weit öffnen und dadurch die Intensität eines einfallenden Lichtstrahls regulieren. Rezeptorzellen auf der Netzhaut (Retina) wandeln das Licht in elektrische Nervenimpulse um.
Über die beiden Sehnerven gelangen die Impulse an die Sehzentren der Hinterhauptslappen im Gehirn. Aus der Summe der übertragenen Nervenimpulse erzeugen sie das Bild, das wir als Ausschnitt der Realität betrachten.
Innerhalb von 24 Stunden bewegen sich die Augenmuskeln etwa eintausendmal; damit sind sie aktiver als alle anderen Muskeln des menschlichen Körpers.
Selbst wenn wir schlafen, sind unsere Augen in einer bestimmten Traumphase aktiv.
Geschützt wird das Auge vom Oberlid (Palpebra superior) und vom Unterlid (Palpebra inferior), die innen eine Schleimhautschicht haben. Der Lidschlag hat wie Wimpern und Brauen eine wichtige Funktion für das Auge. Bei grellem Licht oder schnellen Bewegungen schließt es sich mit Hilfe der Lider reflexartig. Dabei verteilt sich Tränenflüssigkeit aus der Tränendrüse über dem Auge, hält die Hornhaut und Bindehaut feucht und schwemmt Schmutzteilchen weg.
In der Tränenflüssigkeit ist auch ein leicht antibakterieller Wirkstoff enthalten (Lysozym), der Keime bei ihrer Ansiedlung auf der Hornhaut abtötet. Dreißig kleine Drüsen - die Meibomschen Drüsen - liegen an der Innenseite der Augenlider. Sie sondern ein dickflüssiges gelbliches Sekret ab, das ein Überlaufen der Tränenflüssigkeit verhindert. Im Auge selbst wirkt diese Flüssigkeit als Schutzmittel, das das Auge befeuchtet und reinigt.
Tränen
Sind die Tränen von Reizstoffen oder Fremdkörpern im Auge hervorgerufen, so haben sie eine andere chemische Zusammensetzung, als wenn wir aufgrund von Trauer oder Freude weinen. Gefühlstränen enthalten 24 Prozent mehr Hormone auf Eiweißbasis, die der Körper bei seelischem Streß ausschüttet.
Fehlsichtigkeit
Ist der Augapfel (Bulbus oculi) länglich statt rund oder aber die Linse zu stark gekrümmt, treffen die gebündelten Lichtstrahlen nicht genau auf der Netzhaut auf, sondern davor.
Die Folge ist, daß man weit entfernte Objekte nur unscharf erkennen kann.
Bei der Weitsichtigkeit verhält es sich umgekehrt: Objekte im Nahbereich des Auges können nicht scharf gesehen werden, weil der Augapfel zu kurz oder die Linse zu schwach gekrümmt ist, so daß die Lichtstrahlen sich erst hinter der Netzhaut treffen.
Mit zunehmendem Alter wird die Linse größer und verliert an Elastizität. Dadurch kann sie sich schlechter auf Objekte in der näheren Umgebung einstellen, und so entsteht Alterssichtigkeit (Presbyopie). Sie setzt bei vielen Menschen etwa im vierten Lebensjahrzehnt ein.
Kurzsichtigkeit wie Weitsichtigkeit können durch entsprechend gekrümmte Linsen (Brillengläser oder Kontaktlinsen) ausgeglichen werden.
Konvexe Linsen gleichen Weitsichtigkeit aus, indem sie Lichtstrahlen bündeln, während konkave Linsen Kurzsichtigkeit verringern, indem sie eine Streuung der Lichtstrahlen bewirken.
Augapfel
Der kugelförmige Augapfel (Bulbus oculi) hat einen Durchmesser von etwa 2,5 Zentimetern.
Er liegt, umgeben von einem gleitfähigen Fettkörper (Corpus adiposum), in der schützenden Augenhöhle.
Seine einzelnen Bestandteile sind die Augenhäute, das Kammerwasser (Humor aquosus), der Glaskörper (Corpus vitreum) und die Linse (Lens).
Drei Schichten bilden die Wand des Augapfels: äußere, mittlere und innere Augenhaut:
- Äußere Augenhaut
Die äußere Augenhaut ist zusammengesetzt aus der vorderen Hornhaut (Cornea) und der hinteren Lederhaut (Sclera).
Die Hornhaut ist transparent und gefäßfrei. An ihrem Rand mündet sie in die weißliche Lederhaut, die aus Kollagenfasern besteht. Die Lederhaut bestimmt die Form des Augapfels und leistet dem Druck im Augeninneren Widerstand. - Mittlere Augenhaut
Die mittlere Augenhaut besteht aus der Regenbogenhaut (Iris), dem Strahlenkörper (Zonula ciliaris) und der Aderhaut (Choroidea). Nach vorne hin hat sie eine Öffnung: die Pupille.
Der gefärbte Teil des Augapfels wird Iris oder Regenbogenhaut genannt. Die Iris reguliert den Lichteinfall, indem sie die Pupille erweitert oder verengt. Dabei reicht der Öffnungsspielraum von zwei bis zu acht Millimetern Durchmesser. Eine starke Pupillenerweiterung wird entweder durch Dunkelheit oder durch bestimmte psychische Zustände hervorgerufen, die etwa als Folge von Drogeneinfluß oder bei einem als schön empfundenen Anblick entstehen können.
Bei sehr hellem Licht oder entsprechend negativen psychischen Zuständen verengt sich die Pupille. Für Verengung und Erweiterung sind im Bindegewebe gelegene glatte Muskeln verantwortlich. Zwischen der Iris und der Aderhaut liegt der Strahlenkörper, an dessen Fortsätzen die Linse (Lens) aufgehängt ist. - Innere Augenhaut
Die innere Augenhaut, bekannter unter dem Namen Netzhaut (Retina), spielt beim Sehvermögen die wichtigste Rolle.
Bei einer Fotokamera übernimmt der Film die Funktion, die die Netzhaut beim Auge hat: eine empfindliche Schicht, auf der ein Bild aufgenommen wird, indem das Licht in Impulse übersetzt wird.
Die Netzhaut besteht aus drei Schichten: den Photorezeptoren mit Stäbchen und Zapfen, den bipolaren Ganglienzellen und den multipolaren Ganglienzellen.
127 Millionen Zellen bilden die Netzhaut. 120 Millionen dieser Zellen sind sogenannte Stäbchen, die anderen sieben Millionen werden Zapfen genannt.
Die lichtempfindlichen Stäbchen können nur hell und dunkel unterscheiden, aber keine Farben. Die Aufgabe des Farben- und Formenerkennens übernehmen die Zapfen, die mehr Licht als die Stäbchen benötigen und deshalb optimal bei Tageshelligkeit arbeiten. Die Zapfen „erkennen" die drei Grundfarben rot, grün und blau und sind damit in der Lage, ebenfalls die Mischungen aus diesen Farben zu definieren - also beispielsweise gelb aus rot und grün, indem gleichzeitig Zapfen für rot und grün aktiviert werden. Unter optimalen Bedingungen kann der Mensch zehn Millionen verschiedener Farbtöne unterscheiden. Umgekehrt beruht Farbenblindheit auf einem Defekt jenes Gens, das für die Entschlüsselung der Farbpigmente zuständig ist.
Augenmuskel
Vier gerade und zwei schräge Augenmuskeln machen den Augapfel (Bulbus oculi) beweglich.
Die Muskeln arbeiten paarig: Jeweils einer balanciert den Zug des anderen aus.
Der obere und der untere Augenmuskel (Musculus rectus superior) ermöglichen die Augenbewegung in die entsprechenden Richtungen, während der innere und äußere Augenmuskel (M. rectus medialis, M. rectus lateralis) für die Seitwärtsbewegung der Augen (Orbitae) zuständig sind.
Die beiden schrägen Muskeln (M. obliquus superior, M. obliquus inferior) ermöglichen das Rotieren des Augapfels.
Augenbrauen und Wimpern
Die Augenbrauen schützen die Augen (Orbitae) vor Schweiß, der sich auf der Stirn bildet.
Sie wachsen zehn Wochen lang und fallen dann aus, um neuen Brauen Platz zu machen.
Die Wimpern schützen die Augen vor Staub und intensiver Lichteinstrahlung.
Schweiß
Schweiß besteht hauptsächlich aus Wasser, ferner aus Salzen und Abfallstoffen, die durch das Schwitzen aus dem Körper ausgeschieden werden. Bei großer Körpererwärmung, zum Beispiel an heißen Sommertagen, produzieren die Drüsen an einem Tag bis zu fünf Liter Schweiß. Das dabei auftretende Durstgefühl sorgt dafür, daß wir daran denken, den Flüssigkeitsverlust durch Trinken auszugleichen.
Der Schweiß hat auch die Funktion, unsere Körpertemperatur konstant zu halten - nämlich bei etwa 37° Celsius. Durch körperliche Anstrengung oder bei hohen Außentemperaturen erwärmt sich der Körper stark. Die etwa drei Millionen Schweißdrüsen überziehen ihn dann mit Feuchtigkeit, die die Körperoberfläche beim Verdunsten kühlt und so vor Überhitzung schützt.
Augenfarbe
Der farbige Teil des Auges ist die Iris.
Das Pigment Melanin, das auch die Tönung von Haut und Haaren bestimmt, ist verantwortlich für die Augenfarbe:
Eine hohe Melaninkonzentration ergibt braune Augen (diese Menschen haben meistens auch eine dunklere Haut als andere), während ein geringerer Pigmentanteil die Iris - je nach Dosierung - grün, blau oder grau erscheinen lässt.
Je weniger Melanin, desto blauere Augen hat jemand.